In einer Konzernstruktur wird die Finanzsteuerung von der Holding vorgenommen. Diese betreibt einen konzern-internen Liquiditätsausgleich, indem Tochtergesellschaften ihre überschüssige Liquidität bei der Holding anlegen und im Falle einer Liquiditätsunterdeckung durch Rückführung von Guthaben bzw. die Bereitstellung von Krediten ausgleichen. Im Konzernbereich kann man hier an den Begriff einer “Inhouse-Bank” denken.
Der Begriff Cash-Pooling hat sich auch in deutschen Unternehmen und Konzernen durchgesetzt. Als deutsche Übersetzung bietet sich der Begriff Liquiditätsbündelung an.
Zu unterscheiden ist schließlich ein effektives und ein fiktives Cash-Pooling.
- Beim effektiven Cash-Pooling werden die Salden von den Tochtergesellschaften hin zur Holding transferiert. Die übertragenen Beträge werden – wie oben angegeben – verzinst. Am Monatsende wird der Zinsbetrag nach Abrechnung der jeweiligen Seite gutgeschrieben oder belastet. Beim effektiven Cash-Pooling erfolgen daher immer Buchungen. Weitere Begriffe für das effektive Cash-Pooling sind physisches Cash-Pooling oder “Cash Concentration”.
- Beim fiktiven Cash-Pooling bleiben die Salden auf den Konten stehen (d.h. kein effektive Übertrag) und der entsprechende Zins wird über Nebenkonten nur fiktiv errechnet. Am Monatsende erfolgt dann aber eine effektive Berechnung und Übertragung der Zinsen auf die Konten. Ein alternativer Begriff für diese Ausprägung des Cash-Poolings ist “Notional Pooling”. Ein wichtiger Anreiz für den Einsatz des fiktiven Cash-Pooling liegt in der Einsparung der Transaktionskosten, z.B. in Form von Bankgebühren und in einer einfacheren Überwachung.
Nutzen durch den Einsatz von Cash-Pooling
Cash-Pooling bietet für aktive Anwender viele Vorteile:
- Der CFO bzw. das Finanzwesen / Controlling erhält einen zentralen Überblick über die Liquidität des Konzerns / Unternehmensgruppe.
- Die Liquiditätssituation einzelner Unternehmen wird transparent. Ein wesentlicher Vorteil besteht in der Konzentration der Liquidität und damit der Erreichung von besseren Konditionen durch höhere Volumina (zentrales Kreditmanagement).
- Es kann häufig die Kreditaufnahme über Banken unterbleiben, da die intern vorhandene Liquidität besser genutzt und als interner Kredit vergeben wird
- Neben der Schonung der Bankkredite bzw. der Kreditlinien ergibt sich zusätzlich noch eine Zinsoptimierung innerhalb der Gruppenanlage, da ohne Bankmargen gerechnet werden kann.
Spannungsfelder beim Cash-Pooling
Um das Konzept eine Cash-Poolings rechtlich einwandfrei zu bewerkstelligen, bedarf es vor der Einführung einer klaren und juristisch einwandfreien Regelung bezüglich der notwendigen Darlehensverträge für jedes beteiligte Unternehmen.
- Die Vertragsgestaltung darf die Konzernmutter nicht bevorteilen und muss ausgewogen sein – sowohl im Verhältnis zur Bank als auch zwischen den teilnehmenden Gesellschaften am Cashpool. Die vereinbarten Bedingungen sollen denjenigen Konditionen entsprechen, die man einem unbeteiligten Dritten auch geboten hätte (Fremdvergleichsgrundsatz / “arm’s-length-principle”). Wichtig ist hierbei besonders, dass marktgerechte Zinsen vereinbart werden.
- Für alle teilnehmenden Unternehmen müssen die Kreditlimits und Konditionen festgelegt sowie bei Änderung der Marktsituation laufend angepasst werden.
- Regelmäßige Berichterstattung und Einsichtsrechte für alle Unternehmen sind zwingend notwendig und schaffen Transparenz.
In Deutschland wurden die rechtlichen Hemmnisse (z.B. Inanspruchnahme der GmbH-Gesellschaftern aus § 19 GmbHG, Schadensersatzpflicht für Geschäftsführer nach § 43 GmbHG, Risiko der Insolvenzanfechtung) durch das am 1. November 2008 in Kraft getretene Gesetz zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen weitgehend beseitigt.